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Die Weide - Salix

Autorenbild: Maren KunstMaren Kunst

Aktualisiert: 13. Jan.

Weide, vom mittelhochdeutsch wīde, vom althochdeutsch wīda: «Die Biegsame»



Inhalt & Themen



Die Weiden bilden als Familie eine facettenreiche Gruppe von etwa 450 Arten mit einem unerhört großen gestalterischen Potenzial. So gibt es Bäume von bis zu 40 Metern Höhe mit entweder runden, ovalen oder lanzettförmigen Blättern, Büsche und Sträucher aber auch Zwergsträucher, die gerade einmal 3 Zentimeter hoch wachsen. Ebenso abwechslungsreich wie ihre Gestalt sind auch die Orte, wo sie gerne Wurzeln schlägt. Ob nun von der subpolaren Tundra bis in die tropischen Gebiete der nördlichen Halbkugel der Erde, die Weiden finden unter einer Bedingung überall ein passendes schönes Plätzchen – feucht muss es sein, schön naß und feucht!

Sogar direkt im Wasser kann sie stehen ohne das ihr Stamm verfault. Überschwemmungen sind für sesshafte Weiden bei weitem keine Katastrophe, sondern eine angenehme Abwechslung. Bruchweiden benötigen noch nicht einmal eine Handvoll Erde um Wurzeln und Triebe zu schlagen. Ein abgebrochenes Ästchen treibt einfach so im Wasser, macht irgendwo im Schilf oder an Ufersteinen fest und schon, wenn alle Bedingungen günstig sind, steht genau an diesem Platz nach einer Weile eine kleine Weide, die sich dann mit den Jahren zu einem prachtvollen Uferschmuck mausert.


Der Garten von Claude-MONET in-Giverny in der Normandie

Die Weide

Am Wasser gebaut, dem Winde vertraut

So biegsam und weich, schmerzlindernd und reich

Vital voller Leben: sie hat was zu geben

Bewegt und gelassen - das kann uns erfassen!

Ein Gedicht von Jürgen Wagner


Als ich das obige Gedicht fand, dachte ich bei, «so biegsam und weich, schmerzlindernd und reich» gleich an Bent Branderup, einem außergewöhnlichen dänischen Pferdeausbilder, der viel Zeit aufwandte, um alte antike Schriften der römischen, griechischen und französischen KavallerieAusbildung aus dem Lateinischen oder Altfranzösischen zu übersetzten und daraus eine, für heutige Zeiten, sehr sanfte und ausgesprochen wirkungsvolle Reitschule aufbaute.

Von Ihm stammt auch das Zitat «Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur!», dass mir nach einem katastrophalen Start, vielen frustrierten und schlaflosen Nächten und einer inneren immer lauter werdenden Stimme, die mich irgendwann anfing anzubrüllen: «!Hör ihr zu!», ich aber einfach nicht mehr wusste, ob meine Reitlehrerin oder meine Stute gemeint war, sich endlich ein Zugang zu meiner schwerst traumatisierten Friesenstute Anneke öffnete, als ich Bent's weisen Satz endlich verstanden hatte.

Ich möchte dazu anmerken, dass insbesondere die DressurArt von Bent Branderup nicht nur für das Pferd da ist, sondern auch für den Menschen. Es bedarf schon einiges an Übung, Ausdauer und Kondition rückwärts oder seitwärts und zwar in allen GangArten neben seinem Pferd her zu laufen und dabei auch noch Hilfestellung mit Zügel, Gerte und Körpersprache zu geben. Überflüssige Pfunde wird man dabei auch in Windeseile los...

Mein Pferd stand in einem, sagen wir mal, üblichen deutschen Dressur- und Springsport Stall. Als ich mich also entschloss mit Anneke nach Bent Branderup zu arbeiten, füllte sich die Bank am Reitplatz immer recht schnell mit diesen A bis S Tunierreitern in weißen Hosen und allen Anwesenden, die eben gerade im Stall waren. Sie überschlugen sich sicherlich mit Expertisen während ich da so vor mich hin stolperte, hin und wieder die Geduld verlor oder von Anni herunter fiel, weil das Pferd ohne jegliche Balance mit einem Rücken wie ein Krater ständig stolperte oder auch mal fiel.

Als dann alles einigermaßen gut klappte, es Anni und mir gelang ihre Rückenmuskulatur um 8 Zentimeter aufzubauen und sie das einzige Pferd im Stall war, dass ohne das ich sie am Zügel hielt, freiwillig mit mir auf den Reitplatz ging, hatte ich den Platz immer ganz für mich alleine. Die Bank blieb plötzlich leer und niemand schnitt mir mit seinem SportMaschinenPferd auf dem Platz die Bahnen ab. Wie seltsam... Irgendwann hatte ich den Gedanken, das sie es nun waren, die sich nicht lächerlich machen wollten und hier und da in irgendeiner dunklen HeubodenEcke wurde ich im Flüsterton um Rat gefragt...


Bent erklärt und bastelt WeidenGerten

In einem von Bents Seminaren sagte er mal, dass er keine handelsüblichen Gerten, in Reiterkreisen Meinungsverstärker genannt, verwendet, sondern WeidenZweige. Gerten generell sollten nur als Zeigestock oder leichter physischer Impuls dienen. Die biegsamen Weiden-zweige seien dazu bestens geeignet, denn selbst wenn sie bei zu starkem Druck brechen, fügen sie keinen Schmerz zu und ein guter Ausbilder sollte, wenn der Weidenzweig nun bricht, erkennen, dass er mit zu viel Druck arbeitet.


Wer etwas anderes ausprobiert, bezahlt mit absoluter Garantie sehr viel Lehrgeld. Genau das strahlte Bent damals auf mich aus. Das er aber alles richtig gemacht hat, erzählt die Geschichte von ihm und Hugin, einem blinden KnabstrupperHengst, der, als er mit 13 Jahren in Bents Leben kam, drei kaputte Beine mit Gelenk- und Knochenschäden hatte– aber eben auch einen Funken Lebenswillen.


...Bent Branderup ließ sich danach in Deutschland nieder und kam zu dem Pferd, bei dem er all sein erworbenes Wissen anwenden und verfeinern musste: Hugin - ein Knabstrupper-Hengst, dessen beide Sprunggelenke und dessen Krongelenk vorne links durch einen Unfall zertrümmert waren. Das Griffelbein hinten rechts war gebrochen, überlappt zusammengewachsen und durch die Teilstelle der Sehnen hindurch verknorpelt. Zu allem Überfluss wurde Hugin im Alter auch noch völlig blind.

Doch durch die kontinuierliche Arbeit mit durchdachten, gymnastizierenden Übungen, ist es Bent gelungen, Hugin aufzubauen und bis ins hohe Alter fit zu halten.

Mit dem Training der akademischen Reitkunst wurde Hugin ein imposanter Hengst der Hohen Schule für den Seitengänge, Galoppwechsel, Pirouetten, Piaffe, Passage, starker Trab und die Schulsprünge über der Erde kein Problem waren. (Quelle: https://bent-branderup.de/)


Hugin ist, so meine ich, im gesegneten Pferdealter von 26 oder 27 Jahren friedlich und ohne Schmerzen eingeschlafen. Doch was Bent und Hugin in den 13 oder 14 Jahren ihres Zusammenseins geschafft haben, ist, für mich gesprochen, beispiellos.



Im mythischen Sinne galten Weiden als Bäume der Feen und Hexen, die ihnen nicht nur ein Zuhause boten, sondern aus ihren Zweigen auch Zauberruten flochten.

Als Symbol standen die schnell wachsenden Gehölze für die Erneuerung des Lebens. Weiden vereinigten höchst unterschiedliche Bedeutungen: Sie standen für Jungfräulichkeit ebenso wie für Fruchtbarkeit, für Trauer und Erneuerung, für Tod und Wiedergeburt. Die Weide als Wasserbaum ist eine «Mutter» und seit alters her mit dem Mond und seinen Heilkräften verbunden. Dass wir uns zu Weiden hingezogen fühlen, hat auch damit zu tun, dass mit dem Wasser das Reich der Gefühle einhergeht, die sie wecken können.



So fördert die Weide auch die sinnliche und emotionale Arbeit der Künster und steigert die Konzentration, die Beobachtungsgabe und die künstlerischer Inspiration. Das schreibe ich jetzt nicht einfach so hin, weil ich es irgendwo gelesen habe, sondern ist das Zeugnis meiner Erfahrungen. Der Wind in ihren Blättern und ganz besonders das Knarren ihrer Ästen beeindrucken und faszinieren mich fast jeden Tag auf meinen Spaziergängen. Den Weg, den meine Kätzchen und ich nun jeden Tag bestreiten, säumen ein paar schöne alte Weidenexemplare.



Sie sind schon so alt, dass längst ihre jungen Triebe sie begrünen. Sie bieten mit ihren knorpeligen und schroff berindeten Ausbuchtungen bestimmt einer Fünf-Generationen-FeenFamilie ein gemütliches und geräumiges Zuhause. Manchmal, wenn Kater Schnuggel nun auf eine dieser WeidenMonumente springt und sich anständig und ausgiebig die Krallen an diesen «FeenWohnungen» wetzt und schärft, warte ich eigentlich nur darauf, das Oma Fee wütend aus der Tür heraus saust und Schnuggel mit einer Bratpfanne traktiert, so lebendig ist diese BaumRuine mit ihrem Blätterrauschen und ihrem Knacken und Knarren...


Ein FeenTunnel

Ihre Fruchtbarkeit ist enorm und ihre regenerative Kraft bewundernswert. Als Einzelbaum wird die Weide im besten Fall zwar nur 120 Jahre alt, aber ihre Triebe wachsen lange darüber hinaus weiter.



Die Weide in der Heilkunde & Medizin

In der Medizin wird hauptsächlich die WeidenRinde verwendet, aber auch die Blütenkätzchen und Blätter der Weide.

Die Rinde der Weiden kann getrocknet und als Tee aufgebrüht werden. Sie enthält Gerbstoffe, Phenolglykoside, Salicin und acylierte Salicinderivate. Vor allem das Salicin wird im Körper zu Salicylsäure umgewandelt, welches der Grundstoff von Medikamenten auf der Basis von Acetylsalicylsäure (ASS) ist. Salicylsäure wirkt fiebersenkend, schmerzlindernd, entzündungshemmend und antirheumatisch. Dabei ist die Wirkung der Weidenrinde aber stärker, als es dem Salicingehalt entspricht, daher werden synergistische Wirkungen mit anderen Inhaltsstoffen, zum Beispiel der Flavonoide vermutet. Das Weidenlaub wurde im Mittelalter als harntreibendes Mittel eingesetzt.


Weidenrinden Ernte

Die Weidenrinde wird im zeitigen Frühjahr zu Beginn der Säftebewegung geerntet, bevor die Blätter austreiben. Um dies zu tun, schneidet man die Weidenäste- oder Stämme mit einer Axt ab und läßt einen Stumpf bis zu 5 cm von der Erdoberfläche stehen. Die Rinde kann nicht von lebenden Bäumen geerntet werden, da sonst der Baum austrocknen und an der Wurzel absterben kann.

Zum Trocknen wird die zerrissene Rinde aufgehängt oder auf sauberen Streu gelegt; Es ist besser, sie im Schatten zu trocknen. Die Rinde gilt als getrocknet, wenn sie sich beim Versuch des Biegens nicht verbiegt, sondern mit einem Knacken bricht.

Gut getrocknete Rindenstücke unterschiedlicher Länge in Form von Rillen, Röhrchen, Platten haben eine glatte oder raue äußere Oberfläche eine gräulich-grüne oder braune Farbe. Die Innenseite ist glatt, sauber, frei von Holzresten, leicht stroh-, hellrosa- oder hellbraun.


Antike Heilkunde

Theophrastos von Eresos beschrieb in seiner Naturgeschichte der Gewächse mehrere Weiden-Arten, die durch Kurt Sprengel als Salix purpurea, Salix alba und Salix caprea gedeutet wurden. Der römische Enzyklopädist Aulus Cornelius Celsus empfahl zur Nachbehandlung des Mastdarm- und Gebärmutter-Vorfalls eine Auflage von in Essig gekochten Weidenblättern.

Die von Pedanios Dioskurides (De materia medica) und von Plinius dem Älteren (Naturalis historia) angegebenen Heilmittel-Indikationen stimmen weitgehend überein. Es wird daher angenommen, dass beide aus den gleichen Quellen schöpften.


Aus «De Materia Medica» von Pedanius Dioscurides

Die Weide Salix alba (Salicaceae) - Weisse Weide

Die Weide ist ein Baum, seine Frucht, Blätter, Rinde und der Saft haben adstringirende Kraft. Die fein geriebenen Blätter mit etwas Pfeffer und Wein genommen sind bei Darmverschlingung angebracht, für sich mit Wasser genommen verhindern sie die Empfängnis. Die Frucht, genossen, hilft bei Blutspeien, aber auch die Rinde leistet dasselbe. Gebrannt und mit Essig vermischt vertreibt sie im Umschlag Hautverhärtungen und Schwielen, der Saft aber von Blättern und Rinde in einem Granatbecher erwärmt heilt mit Rosenöl zusammen Ohrenleiden. Ihre Abkochung ist das beste Bähmittel bei Podagra, sie vertreibt aber auch Kleingrind. Es wird auch Saft aus ihr gewonnen, indem die Rinde zur Blütezeit angeschnitten wird, denn im Innern findet er sich zusammengelaufen. Er hat die Kraft das zu vertreiben, was die Pupille verdunkelt.


Galen erwähnte die Weiden vor allem in seinen Vorschriften zur Bereitung von Pflastern.


Arabische Heilkunde

Die islamischen Ärzte des Mittelalters schöpften ihre Indikationsangaben aus den Werken der griechisch-römischen Klassiker (Dioskurides und Plinius). Sie stuften die Weiden nach den Kriterien der Säftelehre als „kalt und trocken“ ein.


Mittelalterliche Heilkunde

In der Hildegard von Bingen (12. Jh.) zugeschriebenen Physica wurde die Weide als unnütz zur inneren Einnahme und als beschränkt nützlich zur äußerlichen Anwendung eingestuft.

Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die bitter schmeckende Chinarinde in Europa zur Behandlung von Wechselfiebern verwendet.


Aus «The complete herbal» von Nicholas Culpeper

DIE WEIDE.Diese sind so gut bekannt, dass sie keiner Beschreibung bedürfen. Ich werde euch daher nur die Tugenden aufzeigen.Herrschaft und Tugenden: Der Mond beherrscht sie. Die Blätter, die Rinde und der Samen werden gebraucht, um das Bluten der Wunden, des Mundes und der Nase, das Blutspucken und andere Blutflüsse bei Mann und Frau zu stillen, und um das Erbrechen und die Aufreizung desselben zu verhindern, wenn die Abkochung von ihnen in Wein getrunken wird. Es hilft auch gegen dünne, heiße, scharfe, salzige Destillationen aus dem Kopf auf die Lungen, die eine Schwindsucht verursachen. Die Blätter mit etwas Pfeffer zerdrückt, und in Wein getrunken, hilft viel den Blähungen. Die zerquetschten und in Wein gekochten und getrunkenen Blätter hemmen die Hitze der Begierde in Mann oder Frau und löschen sie ganz aus, wenn sie lange angewendet werden: Auch der Samen hat dieselbe Wirkung. Das Wasser, das man von der Weide sammelt, wenn sie blüht, indem man die Rinde aufschlitzt und ein passendes Gefäß dafür aufstellt, ist sehr gut gegen Rötungen und Trübungen des Auges oder gegen Schleier, die sich über die Augen legen, und hält den Rheumatismus auf, der in sie hineinfällt; es fördert den Harnfluss, der gestoppt wird, wenn es getrunken wird; es reinigt das Gesicht und die Haut von Flecken und Verfärbungen. Galen sagt: „Die Blüten haben eine bewundernswerte Fähigkeit, die Säfte auszutrocknen, sie sind eine Medizin ohne jede Schärfe oder Korrosion; man kann sie in Weißwein kochen und so viel trinken, wie man will, damit man nicht betrunken wird.

Die Rinde hat dieselbe Wirkung, wenn man sie auf dieselbe Weise verwendet, und der Baum hat immer eine Rinde an sich, wenn auch nicht immer Blüten. Die verbrannte Asche der Rinde, mit Essig vermischt, entfernt Warzen, Hühneraugen und überflüssiges Fleisch, wenn man sie auf die Stelle aufträgt. Die Abkochung der Blätter oder der Rinde in Wein beseitigt Unrat und Schuppen, indem man die Stelle damit wäscht. Es ist ein schöner kühler Baum, dessen Zweige sehr gut in die Kammer eines Fieberkranken gelegt werden können.Beschreibung: Der Baum hat verschiedene große Blätter, lang und etwas breit, wie die der großen Bäume.



Weide von Nel TALEN

Die Weide in der russischen Medizin & VolksMedizin

Bei dieser russischen heilkundlichen Beschreibung handelt es sich vorwiegend um die SpitzWeide . Salix acutifolia. Sie ist ein Baum mit einer Höhe von 10-12 Metern oder ein großer baumartiger Strauch. Die Zweige sind dünn, lang, stangenförmig, flexibel, rotbraun, seltener leuchtend rot mit einer bläulichen Beschichtung.

Die Blätter sind regelmäßig, schmal, lanzettlich, von 6 bis 15 cm lang und 0,7 bis 1,2 cm breit. Die SpitzWeide wird als Zierpflanze und zur Befestigung von Sandgründen gezüchtet. Sie ist in Mittel- und Osteuropa sowie in West- und Zentralasien verbreitet. In Russland wächst sie hauptsächlich in den Flusstälern des europäischen Teils, kommt aber manchmal auch in Gegenden des südlichen Sibiriens vor.


Medizinische Bedeutung

Die medizinischen Rohstoffe sind die Rinde und das Blatt der Weide. In der Weidenrinde gibt es viele Gerbstoffe (bis zu 11%) und bis zu 0,6-1,5% Salicin, das eine fiebersenkende Eigenschaft hat. Aufgrund der in den Blättern enthaltenen nützlichen Substanzen werden sie verwendet, um Luteolin zu erhalten, ein Medikament mit entzündungshemmenden, schleimlösenden, sokogonalen Eigenschaften.

Die Abkochung der Rinde zeigt fiebersenkende, schweißtreibende, schmerzlindernde, Malaria-widrige, antiseptische, blutstillende, adstringierende, wundheilende, beruhigende und wurmwidrige Eigenschaften.

Weiden werden bei Gelenkerkrankungen, Neurosen, Kopfschmerzen, Erkältungen, Gastritis, Leber- und Milzerkrankungen als antitoxisches Mittel gegen Durchfall, Entzündungen und Infektionen des Urogenitalsystems eingesetzt. Äußerlich wird die Weidenrinde für Hals- und Mundkrankheiten, für Bäder bei Gefäßerkrankungen und Krampfadern, für verschiedene innere Blutungen, einschließlich der Gebärmutter verwendet.


Die Verwendung von Weide in der russischen Volksmedizin 

In der Volksmedizin wird die Weidenrinde in Form von Abkochungen für fieberhafte Zustände (anstelle von Chinin) und Rheuma verwendet. Verwendet wird sie als adstringierendes und entzündungshemmendes Mittel bei chronischem Durchfall, als cholerisches Mittel, bei Magenkatarrh, Milzerkrankungen und starken Menstruationsblutungen in Form von Spülungen.

Die traditionelle Medizin verwendet die Weidenrinde als Desinfektionsmittel, hämostatisches, adstringierendes Mittel und als Diuretikum. Die Rinde wird als inneres und äußeres Mittel verwendet. Sie dient als Quelle für Salicin und Tannine. Neben der Rinde sind auch die Blätter wertvoll.


Rezepte der russischen Volksmedizin aus Weide

Für die innere Einnahme

15 g trockene Rinde wird mit einem Glas kochendem Wasser gegossen, 10 bis 15 Minuten gekocht, dann gefiltert. Man nimmt 2 Esslöffel 3 bis 4 Mal am Tag vor den Mahlzeiten ein.

Eine Abkochung der männlichen Blütenstände der Ziegenweide wird mit einer Entzündung der Nieren getrunken; Manchmal wird sie auch als WurmMittel verwendet.


Weidenrindenpulver wird als blutstillendes Mittel verwendet und in Wunden gestreut.


Infusionen und Abkochungen der Rinde werden verwendet, um den Appetit und die Verdauung zu verbessern. Sie haben eine ausgeprägte adstringierende Wirkung, die bei Durchfall hilft. Die Brühe wirkt als entzündungshemmendes Mittel und heilt bei frühlingshafter Asthenie. Präparate aus Weiden lindern Gelenkschmerzen bei Gicht, Rheuma und Arthritis.

Die Brühe hat eine komplexe tonisierende Wirkung, ist nützlich bei Hypotonie, da sie den Blutdruck reguliert. Eine Infusion hilft auch gut als Spülung bei Pharyngitis, Stomatitis und anderen Entzündungen der Mundhöhle.

Früher verwendete man in Russland die Weidenrinde bei Malaria. Dazu wurde die Rinde fein gehackt und anschließend mit kochendem Wasser im Verhältnis von 30 g pro 300 ml Wasser gebraut. Das Medikament wurde bei schwacher Hitze auf dem Herd stundenlang geköchelt und morgens auf nüchternen Magen getrunken.



Für die äußere Einnahme

Als äußeres Mittel beseitigt die Abkochung Schmerzen und Entzündungen des Hautgewebes, beschleunigt die Wundheilung. Beschädigte HautBereiche müssen mehrmals am Tag behandelt werden.

Die Abkochung wird für Muskelschwäche verwendet, die durch eine anhaltende Krankheit verursacht wird.


Eine Abkochung aus roter Tanne und Weidenrinde hilft bei Kopfschmerzen, Neuralgien, verschiedenen Manifestationen von Neurosen. Krampfadern mit Schmerzen in den Beinen werden mit warmen Bädern aus einer Abkochung der Rinde behandelt. Danach wird eine Bandage oder ein Kompression auf das Schienbein gelegt und den Beinen Ruhe gegeben.


Eine starke Abkochung aus Weiden und Klettenwurzeln ist ein guter Pflanzenextrakt, um das Haar zu stärken: 2 Esslöffel Weidenrinde und einjährige zerkleinerte Klettenwurzeln werden 1 Liter Wasser gegossen, einige Minuten gekocht, gefiltert; 2 Mal pro Woche wird der Kopf mit einer warmen Brühe gewaschen.



Die Signaturenlehre am Beispiel der Weide

Paracelsus gilt zumeist als Vater der Signaturenlehre. Eigentlich ist das nicht ganz korrekt. Paracelsus beschäftigte sich ja bekanntlich mit der Hermetik, Hermes Trismegistos dem geistigen Vater der späteren anthroposophischen Lehre und Medizin. Beim Studium der Hermetik stieß Paracelsus auf die Signaturenlehre der Ägypter und experimentierte und forschte an ihr weiter.

Die zugrundeliegende Annahme der Signaturenlehre war, dass das Schöpfertum dem Menschen für jede Erkrankung auch eine Heilpflanze zur Verfügung stelle. Der Mensch müsse nur die Zeichen (Signatur) erkennen. Also suchte und versuchte man bei der Betrachtungen von den Entsprechungen äußerer Eigenschaften (Gestalt, Farbe) bei Pflanzen oder Mineralien auf deren mögliche Arznei-Wirkungen zu schließen. Im Sinne der Signaturenlehre kann also gesagt werden: Die Schöpfung lässt die Weide als Heilmittel neben der Quelle des Übels wachsen. Denn schließlich gedeiht sie am Ufer von Gewässern, deren feuchtes Klima zum Beispiel Rheumatismus entstehen lässt.


Kaum eine andere Pflanze benötigt Wasser so zum Überleben wie die Weide. Sie kann sogar «bis zu den Knien darin stehen» ohne zu verfaulen. Im Mittelalter wurde sie deshalb als Mittel gegen «nasse Füße also Erkältungskrankheiten verabreicht.

Albertus Magnus (Theologe, Naturforscher um 1200 n. Chr.) sah in ihrer wässrigen Eigenart die Möglichkeit, sexuelle, überbordende Triebe abzukühlen. Nun ist Wasser seit jeher auch das bildhafte Element für menschliche Gefühle «jemand hat nahe am Wasser gebaut». In der Gefühlswelt ist der Schmerz eine eindrückliche, bedrohende, warnende Sinnesempfindung, der im Falle des Rheumatismus als chronisches Entzündungszeichen die Lebensqualität stark einschränkt. Aulus Cornelus Celsus (25 v. Chr.) beschrieb als erster die noch heute gültigen Zeichen der Entzündung, unter denen Rheumatiker leiden: Calor (lat. Hitze), Rubor (lat. Hautröte bei Entzündung), Tumor (lat. Schwellung) und Dolor (lat. Schmerz). Galen (130 – 201 nach Christus) ergänzte sie mit der Funktionseinschränkung (lat. Functio laesa). Die Haupteigenschaften der Weide sind: schmerzlindernd, fiebersenkend, harntreibend und entzündungshemmend


Die Wirkstoffe der wasser-liebenden Weide helfen nun wie folgt:


Das Feuer der rheumatischen Entzündung wird aus den Gelenken vertrieben: Wie die Feuerwehr, löscht ihr Wasser das Feuer in den Gelenken.

Die Weidenwirkstoffe machen Gelenke wieder funktionsfähig (den biegsamen Weidenzweigen gleich).

Die Wasseransammlungen des Körpers (Ödeme) werden reguliert und die entzündlichen Schwellungen aufgelöst oder abgemildert.

Das gleiche passiert mit dem Schmerz, der nun seine Warnfunktion verlieren.


Der englische Geistliche Edward Stone gab 1763 bekannt, dass er von 1757 bis 1762 insgesamt etwa 50 Personen, die an Wechselfiebern litten, mit dem getrockneten Pulver der Rinde von drei- bis vierjährigen Trieben der Silber-Weide behandelt hatte. Im Sinne der Signaturenlehre ging er von der Überlegung aus, dass die Silberweide in sumpfigen Gebieten wächst, in denen auch das Wechselfieber vorherrscht. Demnach müsse diese Pflanze auch Abwehrkräfte gegen das Wechselfieber entwickelt haben. Weiter erinnerte ihn der bittere Geschmack der Weidenrinde an den Geschmack der Chinarinde. Er experimentierte mit den Dosierungen und irgendwann führten diese Dosierung zum Ausbleiben der Fieberanfälle, außer in wenigen chronischen Fällen von Viertagefieber und Herbstfieber. Aber auch diese konnten geheilt werden, wenn er eine Zugabe von 1/5 Volumenanteil Chinarinde zur Weidenrinde hinzufügte.

Nachdem er bereits 1763 in einer Dissertation erwähnt hatte, dass die Chinarinde durch einheimische Drogen, so auch durch die Weidenrinde, ersetzt werden könnte, schrieb auch der preußische Mineraloge Carl Abraham Gerhard 1766 in seiner „Arzneimittellehre“, er wisse aus Erfahrung, dass ein Destillat aus der Rinde von jungen Zweigen der Bruch-Weide den Chinarindenpräparaten in Bezug auf fiebersenkende, antiseptische und kräftigende Eigenschaften ebenbürtig sei.


Die Heilwirkung der Weide bei:

Kopfschmerzen

fiebrige Erkrankungen

Entzündungen

Rückenschmerzen

entzündliches Rheuma und Arthrosen

Arthritis

chronischen Muskel-Skelett-Schmerzen.

Gelenkleiden


Äußerlich lässt sich frische Weidenrinde auf schmerzende Hautentzündungen auflegen, als Umschlag oder Kompresse. Auch Voll- oder Teilbäder, Waschungen und Salben gegen entzündete Haut, Insektenstiche und äußere Wunden sind möglich.


Weide wirkt:

schmerzlindernd

fiebersenkend

entzündungshemmend

harntreibend (Blätter)

tonisierend

kräftigend

Weidenextrakte schützen die Knorpel und bremsen überschüssige Ansammlungen freier Sauerstoffradikale, die die Zellen schädigen und Krebs ebenso fördern wie Störungen des Blutkreislaufs.


Die wichtigsten Inhaltsstoffe:

Salicylate: Das pflanzliche Salicin wird durch die Darmflora in Salicylsäure verwandelt, und diese hat alle drei Effekte: Sie senkt Fieber, hemmt Entzündungen und lindert Schmerzen – ähnlich wie ASS, aber in schwächerer Form.

Gerbstoffe

Flavonoide

phenolische und nicht-phenolische Glycoside

organische Säuren und deren Derivate

Sterole, Terpene, Phenole und Fettsäuren

Pektin

Pentosan


Wissenswertes über die Weide

Weidenruten werden als Wünschelruten verwendet, da Weidenholz stark auf Wasser anspricht.

Weiden bilden kräftige und stark verzweigte Wurzeln und festigen so das Erdreich. Die Gewächse sind sehr ausschlagsfreudig.


Ingenieurbiologie

Lebende Weiden sind ein wichtiges Arbeitsmittel in der Ingenieurbiologie. Wegen ihrer guten Bewurzelungseigenschaft und den geringen Ansprüchen an den Boden werden Weiden häufig zur Befestigung des Bodens verwendet, zum Beispiel an Hängen mit Rutschgefahr. Dazu eignen sich zum Beispiel die Salix purpurea oder, für feuchtere Hänge, die Schwarz- oder Großblatt-Weide. Wichtig ist, dass sie nicht zu nahe nebeneinander gepflanzt werden, da sie sich sonst gegenseitig zu viel Licht wegnehmen und teilweise degenerieren und somit nicht mehr fähig sind, den Boden zu befestigen.

Weiden werden häufig auch an Bächen, deren Ufer unterspült werden, gepflanzt. Die Silberweide (Salix alba) und die Bruchweide (Salix fragilis) eignen sich dazu sehr gut, da sie auch in sehr feuchten oder sogar häufig überschwemmten Böden gedeihen. Die Wurzeln reichen durchschnittlich bis in ungefähr zwei Meter Tiefe.


Weide in der Flechterei

Die Zweige von einigen Weiden-Arten, vor allem der Korb-Weide, dienen als Material zum Flechten von Flechtwerk wie Körben und zum Binden von Daubenware.



Im Bauhandwerk wurden Weidenzweige früher zur Herstellung von Flechtwänden, geflochtenen Ausfachungen von Fachwerk und als sogenannte Wieden zum Binden von Weichdächern aus Ried oder Stroh verwendet. Die wirtschaftliche Bedeutung der Weidenflechterei hat im Zuge der Industrialisierung stark abgenommen. Früher wurden Weiden sehr häufig zu Kopfweiden geschneitelt, um jährlich junge biegsame Zweige zur Flechterei ernten zu können. In einigen Landstrichen (z. B. im Itzgrund) ist das heute noch der Fall.

Nach einer Faustregel gilt: Je schmaler die Blätter sind, desto besser lässt sich die Weide verflechten. Weiden mit runden Blättern sind oft recht brüchig.

Bereits für das Mesolithikum sind Seile und Fischernetze aus Weidenbast nachgewiesen.


Weidenrutenpalast mit angewurzelten Weidenstecklingen in Auerstedt, Thüringen

Weidenholz

In Europa wird vor allem das Holz der Silberweide (Salix alba) sowie verschiedener Unterarten und Varietäten wie die Trauer-, die Cricket- und die Dotterweide genutzt. Es findet für unterschiedliche Anwendungen – insbesondere als Rund-, Industrie- und Schnittholz – Verwendung, zudem werden erhebliche Mengen energetisch verwertet (als biogener Brennstoff unter anderem in Heizwerken). Es wird zu Spanplatten und Spanholzformteilen sowie zu Schälfurnieren verarbeitet und als Blindholz für Möbel eingesetzt. Wie Pappelholz wird es zudem in der Zündholzindustrie verarbeitet, außerdem werden aus Schälfurnier der Weide Sperrholz, Schichtholz für gebogene Formteile, Spankörbe für Obst und Gemüse und Geschenkverpackungen produziert. Speziell in England stellt Weidenholz den Werkstoff zur Herstellung der Schlagbretter von Cricketschlägern dar und hat die Aufgabe, den bis zu 130 km/h schnellen Ball in seinem Aufprall zu dämpfen (die Cricketweide, eine Unterart der Silberweide, erhielt hierdurch ihren Namen).

Kopfweiden sind eine durch den Menschen aufgrund der Nutzung zur Gewinnung von Flechtwerk oder Grünfutter (Laub) erzeugte Wuchsform von einigen Weidenarten


Die Blätter der meisten Weidenarten sind als Viehfutter geeignet.




«Die Kunst der Könige» über die Kunst des Reitens mit Bent Branderup. Ein Film von Roman Teufel.


Pedanius Dioscurides «De Materia Medica»

Nicholas Culpeper «The complete herbal»


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