Gundelrebe, Erd-Efeu
Der Gundermann begrüßt uns und seine Regentin, die Venus, mit seinen lieblichen rosa bis purpurfarbenen Blütchen im Mai, der in der Astromedizin dem gutmütigen, gelegentlich sturem und in Wut geratend, seine Umgebung umdekorierenden Sonnenzeichen Stier, entspricht.
Wenn man es nicht weiß, ist Gundermann oder Gundelrebe eigentlich ein schöner und freundlicher Name. Er weist, wenn man es aber weiß, bereits auf seine Heilkraft hin. «Gund» war im Althochdeutschen die Bezeichnung für Eiter und es ist durch alte Schriften belegt, dass er schon in früher Zeit bei der Behandlung schlecht heilender und eitriger Wunden verwendet wurde.
Wie alle Venus-Kräuter ist der WUNDerbare Gundermann von seinen aus den Knoten der am Boden kriechenden Stängeln entsprießenden Wurzeln bis zu seinen Blättern und Blütchen eine ungiftige Pflanze. Sein würziges Aroma und sein hübsches Aussehen machte und macht ihn auch als Zutat und als Dekoration in der Frühlingsküche sehr beliebt.
In unseren Gefilden ist es nicht schwer ihn zu finden. Nord- und Mitteleuropa sind seine Heimat und auf Wiesen, Auen, an Feld- und Waldrändern ist er in Deutschland eigentlich allgegenwärtig.
Als Heilpflanze wird der Gundermann schon seit Jahrhundert eingesetzt. Seine heilende Wirkung wurde unter anderem von Mattioli, Nicholas Culpeper, Paracelsus, dem Mediziner Leonhart Fuchs, Hildegard von Bingen und vielen anderen beschrieben. Fuchs riet, den Gundermann gegen Hüft- und Leberleiden einzusetzen. Von Bingen erforschte die Wirkung der Heilpflanze gegen Kopf- und Ohrenschmerzen und empfahl die Pflanze bei Erkrankungen der Bronchien und als Wundheilmittel. Mit Sicherheit war der Gundermann auch älteren Heilern und Ärzten bekannt. Nach meinen Nachforschungen ist es aber aufgrund verschiedener Namen etwas schwierig auszumachen, welche Pflanze genau gemeint war. Bei Pedanius Dioskurides könnte es die Pflanze Chamaekisoss sein.
Überliefert ist aber zum Beispiel, dass auch unsere germanischen Vorfahren den Gundermann sowohl als Schutzpflanze gegen Verhexung als auch als Heilpflanze sehr schätzten.
In der Signaturlehre galt das Blatt als pflanzliche Entsprechung der Niere. Die Niere steht in der Astromedizin als Organ, in ihrer Funktion und mit ihren Belangen unter der Regentschaft der Venus. Eine reale Wirkung als Diuretikum mit positivem Effekt bei Nierenleiden ist nachgewiesen.
Ein durch viele Epochen überliefertes altes und bewährtes Heilmittel ist die Gundermann-Milch. Dabei wird der Gundermann in Milch gekocht und ziehen gelassen. Als pflanzliche Alternative geht das Ganze auch mit Hafermilch oder anderen veganen Milchvarianten, sie enthalten ja auch Proteine und Fette an die sich die Inhaltsstoffe des Gundermanns gut binden können. Dieses einfache Mittel hilft bei Erkrankungen der Atemwege, Entzündungen, Gicht, Ischiasschmerzen oder eben zur inneren Unterstützung bei Wunden.
Wer den Gundermann als Heilpflanze gebrauchen möchte merke sich einfach: Wunden, Eiter, Atmung und Schleim.
Die Heilwirkung des Gundermanns bei:
Husten, Asthma, Bronchitis, Katarrh, Lungenblähung, Lungenentzündungen
grippale Infekte, Halsschmerzen und Schnupfen
allgemeine Darmbeschwerden, Durchfall
Magenkrämpfe
Störungen der Verdauung
Entzündungen der Haut, Ekzeme, Furunkel
Gicht
Wundheilung schlecht heildender oder eitriger Wunden
Entzündlichen Erkrankungen
Nieren- und Blasenschwäche
Gliederschmerzen
Menstruationsbeschwerden
Rheumatischen Schmerzen
unreine Haut
Gundermann wirkt:
entzündungshemmend
krampflösend
antibakteriell
antioxidativ
schleimlösend
auswurffördernd
wundheilungsfördernd
adstringierend (zusammenziehend)
Die Inhaltsstoffe:
Bitterstoffe
Gerbstoffe
Ätherische Öle darunter Monoterpen-Ketone und Sesquiterpene, Glechomafuran, Glechomanolid, Rosmarinsäure (circa 1,5 Prozent), Kaffeesäure, Ferulasäure, Sinapinsäure
Flavonoide, wie Cymarosid, Cosmosysrin, Hyperosid, Isoquercitrin, Luteolin-7-diglucosid, Triterpencarbonsäuren und Hydroxyfettsäuren.
Ein Gundermann-Bad bei Hautbeschwerden vieler Art:
Mehrere Handvoll der Blätter in fünf Liter Wasser gekocht lassen sich in ein Vollbad geben. Das hilft besonders gegen Hautbeschwerden wie Akne, Ekzeme, Geschwüre oder Insektenstiche, aber auch gegen unreine Haut. Zudem wirkt ein solches Vollbad gegen Entzündungen der Atemwege und den damit verbundenen Symptomen wie Husten und Schnupfen.
Neun-Kräuter-Suppe
Gundermann ist zusammen mit Bärlauch, Beifuß, Brennnessel, Gänseblümchen, Löwenzahn, Sauerampfer, Schafgarbe und Spitzwegerich eine Zutat in der bekannten Neun-Kräuter-Suppe , die auch als Gründonnerstagssuppe bekannt ist. Man kann natürlich, wenn das eine oder andere Kraut nicht zu finden ist, mit anderen Pflanzen wie Knoblauchrauke, Brunnenkresse oder Breitwegerich variieren. Dazu habe ich ein gutes Zitat gefunden:
«Traditionen sind wie Straßenlampen.
Sie zeigen den Weg,
aber nur ein Betrunkener klammert sich an sie!»
P. Werner Gregorschitz
1 Portion Bärlauch , Altenativen: Knoblauchrauke, Knoblauch, Kohllauch.1 1 Portion Beifuß , Triebspitzen; schmeckt stark bitter-aromatisch
1 Portion Brennnessel , Blätter
1 Portion Gänseblümchen , Blattrosette mit Knospen und Blüten
1 Portion Gundelrebe , Blätter und Blüten
1 Portion Löwenzahn , Wurzel, Blätter, Knospen, Blütenblätter; schmeckt leicht bitter1 Portion Sauerampfer , Blätter. Ersatz: Brunnenkresse, Gartenkresse.1 Portion Schafgarbe , Blätter; schmeckt bitter
1 Portion Spitzwegerich , oder Breitwegerich, Blätter
2 Jungzwiebeln
1 Kartoffel
1 EL Butter , oder Rapsöl
1 l Wasser , oder Gemüsebrühe
1 Prise Salz 1
Prise Pfeffer
1 Prise Muskatnuss , frisch gerieben
2 EL Creme Fraiche oder vegane Alternative , gehäufte EL.
Aus THE COMPELTE HERBAL von Nicholas Culpeper:
Es ist ein Venuskraut, und heilt daher die von ihr verursachten Krankheiten durch Sympathie, und die des Mars durch Antipathie.... es ist kräftig, scharf und bitter im Geschmack, und wird daher als heiß und trocken empfunden; ein einzigartiges Kraut für alle inneren Wunden, eiternde Lungen, oder andere Teile, entweder allein, oder mit anderen ähnlichen Kräutern gekocht; und wenn es getrunken wird, lindert es in kurzer Zeit alle drückenden Schmerzen, windige und cholerische Launen im Magen, in der Milz oder im Bauch; hilft der Gelbsucht, indem es die Stopfungen der Galle und der Leber öffnet, und der Melancholie, indem es die Stopfungen der Milz öffnet; treibt Gifte aus, und auch die Pest; es fördert den Urin und die Frauengänge; die Abkochung davon in Wein, einige Zeit zusammen getrunken, verschafft denjenigen Erleichterung, die von Ischias oder Hüftgicht geplagt sind: wie auch die Gicht in Händen, Knien oder Füßen; wenn man zu dem Sud etwas Honig und ein wenig gebrannten Alaun* hinzufügt, ist er vorzüglich gut zum Gurgeln eines wunden Mundes oder Rachens, und zum Waschen der Wunden und Geschwüre in den Geschlechtsteilen von Mann oder Frau; er hilft schnell bei grünen Wunden, die gequetscht und damit verbunden sind. Der Saft des Schöllkrauts, mit ein wenig Honig und Grünspan gekocht, reinigt wunderbar Fisteln, Geschwüre, und hemmt die Ausbreitung oder das Fressen von Krebsen und Geschwüren; er hilft dem Juckreiz, Schorf, Quaddeln, und anderen Ausbrüchen in jedem Teil des Körpers.
*Alaun: hier wahrscheinlich eine ArtSoda oder gebrannter Kupfer
Aus CAUSAE ET CURAE von Hildegard von Bingen:
Gundelrebe wird zusammen mit Fenchel gekocht und dann Gebärenden auf Schenkel und Rücken gelegt. :... damit der Schmerz gelindert wird und ihre verschlossenen Geburtswege um so gelinder und leichter geöffnet werden.» Hildegard-Rezept bei Entzündungen und leichtem Magenleiden. Tee mit zwei Löffeln Kraut auf eine Tasse.
Aus der PHYSICA:
Cap. 105. G u n d e r e b e. (Glechoma hederacea) Die Gundelrebe ist mehr warm als kalt und trocken, sie hilft bei mancherlei Kopfleiden sowohl als Mus und im Trank als im warmen Umschlag.
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